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Paris T(r)ip

Mein Mensch und ich reisen ziemlich häufig nach Frankreich, unser Motto „Alles Cannes - Nice muss“ schließt Fontevraud ein und Poitiers... aber wir verbringen vor allem in Paris sehr viel Zeit, das hat mit dem Job von meinem Mensch zu tun. Streifen wir nicht durch Museen, Galerien oder durch das Le Bon Marché, dann sitzen wir im Café, im Bistro, im Restaurant - vormittags bestellt sich mein Mensch Kaffee, am Nachmittag Champagner, abends Wein. Und immer wieder sind wir darüber erstaunt, dass die Kellner in Paris so selten Trinkgeld bekommen…

Hier in Paris ist das „Pourboire", das „zum Trinken“, keine Pflicht, obwohl es durchaus zum guten Ton gehört. Neulich bestellte ein Deutscher am Nebentisch einen Kaffee und wollte nach deutscher Manier die 1,80 Euro auf zwei Euro aufrunden, denn er rief dem Kellner zu: „Faisez deux", also machen Sie zwei draus. Ich stupse meinen Mensch an, muss kichern - ich ahne was kommt: Der Kellner blickt verdutzt drein, dreht sich um, lässt den Automaten zischen und zapft einen zweiten Kaffee. Um seinen Koffeinhaushalt nicht zu strapazieren, hätte der Gast am Nebentisch besser das Rückgeld annehmen und die Münzen liegen lassen oder in das Glas werfen sollen, das für diesen Zweck neben der Kasse steht.

Genau so verfahren mein Mensch und ich auch im Restaurant, obwohl in Paris die 10 %-Regel nicht gilt, weil die Gebühr für den Service bereits inkludiert ist. Zuweilen sage ich aber zu meinem Mensch, dass sie auch mal kein Trinkgeld geben und sich dabei schon gar nicht schlecht fühlen soll. So wie unlängst, als der Kellner rotzfrech und gemein zu ihr gewesen ist - und das kommt in Frankreich durchaus vor! Aber meist sind wir zufrieden und wenn mein Mensch das Wechselgeld bekommen hat und der Kellner den Tisch verlässt, lässt mein Mensch diskret einige Münzen oder einen Geldschein zurück. Der Kellner steckt das Geld später ein, wenn er den Tisch abräumt - das hofft mein Mensch jedes mal. Denn theoretisch kann sich tatsächlich jeder das Geld schnappen, insbesondere auf einer Terrasse. „Aber das ist dann nicht mehr unsere Sorge, sondern die des Kellners!“ sage ich frech. „Soll er doch den Tisch früh genug abräumen, bevor jemand anderes mit dem Geld verschwinden kann!“

Danke an SZ und Leonardo Kahn für die Inspiration

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